Die Sonne brennt, der Sommer ist da und in der Halle 400 locken passenderweise zwei Lateinamerikaische Bands mit heißen Rythmen.
Über Panteón Rococó und deren letzten Gig in der Meierin war sehr viel Gutes zu hören. Die mexikanische Ska-Truppe machte sich so viele Freunde, dass das Konzert, welches eigentlich auch in der Meierei geplant war, kurzerhand in die Halle 400 verlegt wurde. Eine weise Entscheidung, denn die Meierei wäre wohl aus allen Nähten geplatzt.
Zudem war es endlich wieder eine Gelegenheit, den „Class Combat Punk“ der Argies aus Buenos Aires zu bewundern. Diese waren in den letzten Jahren häufiger Gast auf regionalen Bühnen, zuletzt konnte man sie auf dem WILWARIN-Festival bewundern.
Und so ging es also ab an die Hörn, wo einen volle Parkplätze, Menschen vor der Halle in Massen und lateinamerikanische laue Sommerluft empfingen. Zudem erklangen vertraute Töne aus der Halle, denn die Argies hatten bereits angefangen zu spielen.
Das Publikum, welches offenbar hauptsächlich wegen Panteón Rococó versammelt war, nahm die Breitseite der Argies dankbar hin – so entwickelte sich ein ansehnlicher Moshpit vor der Bühne. Diese Mischung aus THE CLASH und argentinischem Steak traf offenbar den Geschmack des in der Halle weilenden Publikums. Diesmal wurde sich auch gar nicht lange mit langen englischen Vorreden aufgehalten, das Set ging größtenteils in Spanisch über die Bühne und damit entführten uns die Argies bereits weg aus Kiel über den Atlantik. Die Band fühlte sich auf der großzügigen Bühne sichtlich wohl und spielte, als wäre sie in Ihrem Wohnzimmer. Sympathische Jungs allemal, die Ihren oldschool Punkrock immer wieder mit leichten Einsprengseln von Ska oder auch Ethno-Klängen zu würzen wissen, die dabei aber so dezent sind, dass sie die Sache einfach interessanter machen ohne zu gewollt oder aufgesetzt zu klingen. Zum Abschluss gab es die gewohnte Coversektion mit einer gepunkten Version von Guantanamera (gar nicht so weit vom Original) und THE CLASH als Huldigung an die großen Vorbilder der Argies. Dann war es schon vorbei und zu lateinamerikanischen Klängen aus der Dose gab es ein bischen Zeit, die Lage zu checken und ein wenig zu schnacken.
Doch nicht lange, denn Band schon gingen die Lichter wieder aus und Panteón Rococó betraten die Bühne. Und hier offenbarte sich der zweite gute Grund für eine Verlegung des Konzertes aus der Meierei: Denn nicht nur das Publikum hätte Platzprobleme bekommen, sondern auch die Band, welche 10 Mann hoch auf der Bühne antraten. Negativ fiel zunächst der dünne Sound auf, welcher sich auch nach mehrmaligem Positionswechsel nicht verbesserte und auch im Laufe des Konzerts nicht besser wurde. (Zitat: „Warum haben die eigentlich zwei Gitarristen, wenn man nicht mal einen hört?“)
Aber sei’s drum, Panteón Rococó legten los, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her und powerten ihren Mestizo-Ska über die nun sehr gut gefüllte Halle, welche sich sofort in einen brodelnden Mob verwandelte. In diesem Moment wurden alle zu Mexikanern und tanzten wie Pancho nach der Siesta. Besonders der Sänger von Panteón Rococó erwies sich als äußerst schnellsprechendes Powerpaket, der das Publikum anheizte, die Bühne beackerte und es schnell schaffte, mit seiner charismatischen Art alle auf seine Seite zu ziehen. Er wirkte auf mich ein bischen wie der kleine mexikanische Bruder von Mike Muir (SUICIDAL TENDECIES), aber das nur besides…
Eine Höllenparty, derem Power und Rythmus sich kaum einer entziehen konnte. Immer wieder wechselte die Band zwischen klassischer Ska-Besetzung mit Bläsersatz zu rein gitarrenlastigen Songs mit bis zu drei Sängern oder auch Tribal-Mäßigem Getrommel, das einem durch Mark und Bein ging und die Füsse zucken liess. Auf dem Weg zum Klo konnte man überall ausgelassene Menschen und wild knutschende Pärchen sehen, so dass man sich echt fragen konnte, wo man eingetlich war – irgendwie voll die Urlaubsatmosphäre…
Ich gebe ja zu, dass Ska nicht unbedingt meine absolute Lieblingsmusik ist, und so schlichen sich auch das eine ums andere Mal Längen in das Set von Panteón Rococó ein. Aber gerade, als Langeweile aufzukommen drohte, schafften es die Mexikaner immer wieder, das Ruder rumzureissen und einen mit neuer Power wieder anzustecken. Besonders beeindruckend war, als es die Band tatsächlich geschafft hat, bei einem Song, welchen sie komplett in der Hocke spielte, auch das halbe Publikum zu animieren, ebenfalls die ganze Zeit in der Hocke zu verbringen. An diesem Abend spielte einfach alles und jeder mit.
Abschliessend bleibt nur noch eines zu diesem rundum gelungenen Abend zu sagen: Wenn Ihr diesen Artikel gelesen habt oder selbst dabei wart – verratet es nicht weiter! Sonst reicht die Halle 400 beim nächsten Mal auch nicht mehr…