Phil Conyngham ist ein guter Masseur. Sein Didgeridoo-Spiel knetet mit erstaunlicher Ausdauer die Mägen und bringt sie dermaßen in Wallung, dass sich die Vibrationen in Wellen in den Restkörper ausdehnen. Dabei ist Phil Conyngham eigentlich Architekt.
Wenn dieser schlottrige Langhaarträger in seine Rohre aus Holz und Metall bläst, bildet sich zunächst ein offenbar sehr stabiler Resonanztunnel mit Boing-Lauten, auf denen er per elektronischer Percussion Wände hoch zieht und wieder mit gezielten Luftstößen kleine Türmchen baut. Regelrechte Rhythmusschlösser entwickelt der Didj Master aus Australien, die um aller aboriginalen Götter willen nicht nur energiepumpende Esoteriker in Verzückung geraten lassen, sondern am Freitag die ganze Alte Meierei. Dabei hat Master Phil die Gemeinde recht lang, nämlich eine Stunde, warten lassen. So aber ergab sich wohl eine günstige Gelegenheit, die CD Surfin‘ unauffällig vorzustellen. Und live spielt der als weitbester weißer Didj-Spieler geltende Musiker dann drei Stunden, mit einer Rückendeckung aus gereckten Händen auf Leinwand, verziert mit bunten Leuchtkörpern in der Bühnenfront. Dazu Vogelgezwitscher. Aus dem Dschungel. Der Dschungel, sagt Phil Conyngham, sei sehr langweilig und recht laut. Das will bezwungen sein.
Daher klingt der erste Teil meditativ, gleichsam beschwörerisch in den Ohren der Götter von Tod und Zerstörung. Holz vibriert. Holz schlägt. Viele Hölzer hat er dabei, für jede Klangfarbe eines. Wie Orgelpfeifen liegen die Rohre da. Aber er hat auch irische Hörner aus vorchristlicher Zeit dabei, die sehr viel härter klingen und schon mehr zum Klacken stampfender Pantinen passen. Seine Solo-Performance mit einer Barrikade von Mikrophonen hat ohnehin längst den Stall ethnischer Aufklärung verlassen. Seine Ausflüge in HipHop und Techno sind keine gespreizten Gefallsüchteleien an nachwachsende CD-Käufer, sondern sie zeigen einfach das unendliche Spektrum. Die Alte Meierei hatte um 1 Uhr noch längst nicht genug.