Gerüchte besagten, dass am Montag abend ein Konzert mit Bands aus Finnland in der Meierei stattfinden sollte. Durch Plakate in der Stadt ließ sich dieses Gerücht leider nicht untermauern. Das dürfte wohl auch der Grund dafür sein, dass wir um halb 11 die freudig begrüßten 12. bis 14. BesucherInnen waren. Das is wirklich nicht fair den Bands gegenüber, n Konzert zu organisieren und KEINE Werbung dafür zu machen. So war die Atmosphäre dann auch sehr persönlich, bis auf zwei ver(w)irrte bayrische Punker kannte man dann doch so ziemlich alle.
Den Anfang machten Kauniit Poliisit, die so ungefähr das waren, was ich mir unter finnischem Punk vorstellte. Der Sänger, barfuß, im OP-Kittel, mit Iro und schicker Sonnenbrille, war den ganzen Gig über schwer in der Halle unterwegs, es sei denn er sang rücklings auf der Bühne liegend oder hatte sich mit dem Basser in den Kabeln verheddert. Musikalisch war das wohl so ordentlicher Hardcorepunk, anfangs ziemlich eintönig, später aber schon sehr hörenswert mit n paar Tempowechseln und auch im Gesang Wechsel zwischen schön dreckigem Schreigesang und geradezu melodischen Passagen. So lockte es dann zu den Mitgereisten auch noch ein paar mehr Leute zum Pogo vor die Bühne. Aus den Ansagen des Sängers ließ sich raushören, dass die Texte wohl gegen die EU, gegen die wohl nicht weniger beschissene finnische Regierung, über das bevorstehende Ende der Welt und auch gegen dumme Technogören gingen. (Trade school wankers | is your techno hair combed? | is your trade school moustache waxed? | let’s go! | | two techno boys on the front seats | three teen girls on the back seats | the girls are drinking cider | and the boys are drinking beer | | fucking trade school wankers | get a life | fucking trade school wankers | drive against the wall | | german techno entertains you | when you’re accelerating your toyota corolla | whole night driving in the city | and on morning have the moustaches be waxed again) Nein, ich kann kein finnisch und mir auch keine Texte merken, das is von deren homepage (http://kauniitpoliisit.cjb.net), wo ihr euch auch nochmal n paar Stücke von Kauniit Poliisit anhören könnt. Es hat mich zwar nicht in den Pit gezogen, aber man konnnte schon schön mit dem Kopf wippen.
Den zweiten Teil des Abends bestritten nun Väärät Vieraat. Väärät Vieraat heißt wohl sowas wie ‚die falschen Gäste‘, was aber der falsche Titel für diese durchweg sympatische Band um Sängerin Anna ist – auch wenn der Basser n schlimmes Batikhemd an hatte. Der Kopf wippte gleich durchgängig mit und bei einer vollen Halle wär wohl auch vor der Bühne einiges mehr gegangen. So wurde dann von zwei Kollegen, wohl wegen des vielen Platzes, seltsamer Pogo mit viel Körperkontakt dargeboten, wo Unsicherheit herrschte, ob da nu dazwischen gegangen werden muss; aber es entpuppte sich dann doch als etwas seltsam rübergebrachte Sympathiebekundung. Auf der Bühne derweil melodischer Punkrock mit eingängigem Rhythmus und Refrains, die man – des finnischen einigermaßen mächtig – wohl schön hätte mitgröhlen können. Der Gesang wechselte von klar nach bisschen dreckig und wurde hin und wieder von den Gitarristen unterstützt. Teilweise war mir das fast n Tick zu rockig, was sich auf der für 3 (!) euros erworbenen CD bestätigt. Der Inhalt der Stücke wurde vor fast jedem Lied erläutert, woran ich mich aber nur noch bruchstückhaft erinnern kann, aber es ging um politische Themen und viel um den solidarischen Umgang miteinander.
Zusammen war das dann doch ein sehr gelungener Abend. Also nix die ‚falschen Gäste‘, wir werden euch gerne wieder willkommen heißen und ich hoffe, dass es in Zukunft verhindert wird, sich nicht vernünftig um die Vorbereitung und Durchführung von Konzerten zu kümmern. Kauniit Poliisit und Väärät Vieraat hätten einen netteren Tourauftakt verdient.