Das war glaube ich einer der merkwürdigsten Abende die ich je in der Meierei erlebt habe. Alles begann, als ich viel zu früh (20 Uhr) vor der Meierei rumstand und mit einem Blick auf das Plakat (22 Uhr) überlegte ob ich jetzt doch nochmal nach Hause latsche. Mein Auto hatte ich nämlich in freudiger Erwartung auf den prognostizierten Alkoholpegel ebendort gelassen.
„Sind die Meierei Leute jetzt übermütig geworden? 22 Uhr? Scheinen jetzt sehr überzeugt von ihrem Schallschutz zu sein. Naja… mir soll’s egal sein. Warte ich halt ein wenig. Mal eine Party bis spät in die Nacht. Ist ja auch mal wieder nett.“
Immerhin wurde sich sehr flott um eine Kasse gekümmert, so dass die paar Nasen die schon vor der Tür rumlungerten schon reingehen konnten um sich zu wärmen. Danke dafür! Drinnen war gerade soundcheck und man konnte sich schon mal einen Eindruck von dem gebotenen Repertoire machen. Nett nett. Der Sänger von Solid decline scheint sich die Seele aus dem Leib zu brüllen. Bin gespannt.
Und da war er. Ich nenne ihn in Ermangelung eines richtigen Namens, (den er mir nicht verraten wollte)… Pete.
Pete hat einen Bart längliche Haare und hat für meine Begriffe recht wirres Zeug geredet. Ich will niemandem zu nahe treten aber jemand der sich mit den Worten „MENSCHENFRESSER!!! DAHINTEN!!!“ vorstellt, Tabak(?) durch eine kleine Purpfeife raucht und den kompletten Abend rumläuft um Leute mit Sätzen wie „das meine nicht nur ich! Das ist die Allgemeinheit!“ zu verwirren bringt mich einfach durcheinander. Später hörte ich Gerüchte, dass Pete jetzt in der Meierei wohnt … Mmmmhhh… Merkwürdig, das.
Moe stellte zu diesem Zeitpunkt erstmalig die Vermutung auf das heute von der Stadtverwaltung LSD ins Trinkwasser gemischt worden sei, um die Bevölkerung zu verwirren.
Wie sich später zeigen sollte… hatte Moe recht.
Während ich mich also mit Pete unterhielt spielte drinnen die erste Band. Der Funke zum Publikum konnte leider nicht so richtig überspringen, so dass vor der Bühne leider gar nichts los war. Alle standen herum und nickten mit den Köpfen zum Takt der Musik. Irgendwie taten sie mir ein bisschen leid. Sie verabschiedeten sich dann mit den Worten „Hoffentlich habt ihr mit den anderen Bands mehr Spaß.“ Lags an der Recht seltsamen Mischung des Musikstils? Allgemeine Unlust des Publikums sich zu bewegen? Ich weiß es nicht.
Dann kamen Solid Decline aus Berlin. Der Sänger konnte mit der ersten Ansage („Hallo, wir sind solid decline aus Berlin. Ditt is 300 km weit wech und ick finde dass ihr ruhich mal hier vor die Bühne kommen könnt. Denn is ditt für euch cooler und für uns ooch.“) wenigstens ein paar Leute vor der Bühne zusammenkratzen. Und dann gings los. Wie nennt man sowas nun? Einfach nur Hardcore? Grind? Crust? Speed? Ich weiß es nicht. Ist nicht 100 % mein Ding.
Aber es machte Spaß. Einige Menschen vor der Bühne bewegten sich zu dem infernalischen Geschrei des Sängers. Sauschnelle drums mit etwas metallastigen Guitarrenriffs. Dazu ziemlich schnelles Bass Geschrammel. Auf jeden Fall sehenswert.
Dann war da noch die Sache mit den Hunden. Ich weiß nicht mehr genau wann es war. Einige Leute standen vor der Tür. Unter ihnen auch drei Hunde. Die liefen schon ne ganze Weile da rum aber bis zu diesem Zeitpunkt ist nichts passiert. Plötzlich hörte ich ein wildes Geknurre, drehte mich um und sah wie zwei der Hunde sich gegenseitig in den Hals bissen. Whoops… Was nun? Einige Menschen drumherum wurden zunehmend hysterischer. Der Kreis weitete sich ein wenig und das ganze hatte ein bisschen was von einem organisierten ‚dogfight‘. Hundekenner werden wissen, dass das ganze meist weniger schlimm ist als es
aussieht. Trotzdem bekam ich es auch ganz schön mit der Angst, als die beiden
ineinandergeknotet wie sie waren auf mich zu trollten und mich zur Seite schubsten. Einige der umstehenden Leute versuchten die Hunde mit Bier voneinander zu trennen. Macht man das so? Ich bin kein Fachmann, aber ich hatte das Gefühl das machte die beiden nur aggressiver.
Naja nachdem einige Flaschen Bier über den beiden entleert woden sind, gelang es dann sie zu trennen. Einfach an allen Seiten gleichzeitig ziehen und weitermachen, bis man wieder zwei Fellknäuel statt einem hat. So geht das also, dachte ich. Da mir das Thema mit Hunden auf Konzerten schon seit langem etwas auf den Magen schlägt dachte ich, ich spreche einfach die Hundebesitzer mal an und frage freundlich nach, warum sie ihre Hunde mitbringen? Die beiden waren leider so hackenvoll, dass man mit ihnen nicht wirklich reden konnte. Es kamen
Argumente wie (nur die Stilblüten!):(gelallt) „Ich kann auf meinen Hundaufpassen!“ „Hol Du dir ma nen Hund dann kannste mitreden.“ „Das midder Laudstärke kannse kniggen.“ „Arschloch!“
Wenigstens versprach einer der beiden jetzt besser auf seinen Hund aufzupassen. Nun denn…
Als ca. zwei Minuten später genau dieser Typ dann aber seinen Hund an einen Baum band und nach drinnen verschwand kam meine Wut wieder hoch. Der Hund saß da etwa ’ne halbe Stunde völlig alleine, bis sich eine Bekannte von dem Besitzer dazugesellte um ein Auge auf ihn zu haben. Mit ihr konnte man wenigstens sprechen. Sie war in der Lage ganze Sätze zu formulieren und zudem noch recht nett. Angepisst von den beiden Leuten die ihre Hunde mitbringen mussten war ich zu diesem Zeitpunkt allemal. Ein paar Diskussionspunkte:
– Ein Konzert is definitiv Stress für einen Hund!
– Es ist verdammt laut für einen Hund
– Es sind verdammt viele Leute die um den Hund herumlaufen
– Wenn man seinen Hund nicht alleine zu Hause lassen kann/darf/will sollte man bei seinem Hund bleiben oder für adäquate Aufsicht sorgen
– Hunde sollten nicht _in_ den Konzertraum gehen
– Hunde sollten auf Konzerten angeleint sein
– Man sollte zumindest so nüchtern sein, dass man auf seinen Hund aufpasssen kann
Alles andere ist einfach nur beschissen, Tierquälerei und überhaupt. Ich finde dass Leute die ihre Hunde auf Meierei Konzerte mitbringen konsequent rausgeschmissen werden sollten!
Warum steht es überhaupt auf den Plakaten wenn es eh kaum einen kümmert? Das ist meine persönlich Meinung und ich bin _sehr_ gerne bereit darüber zu diskutieren. Antwortet!
OK. Hassblase geplatzt. Zur letzten Episode:
Auf die letzte Band habe ich nur kurz einen Blick riskiert um nicht allzuspät nach Hause zu kommen. Was ich sah… sagen wir… überraschte mich. Es standen Blumen auf der Bühne. Alle Bandmitglieder hatten ihre Köpfe mit zurecht geschnittenen Papierringen in Blütenkopfform gebracht. Der tiefere Sinn blieb mir leider verborgen obwohl ich mir sicher bin das es einen gab. Die Musik kam eher düster bei mir an. Interessante Tempiwechsel. Hat mich nicht allzusehr in Ekstase versetzt und ich verbrachte den Rest der Zeit vor der Tür um mit
verschiedenen Leuten zu reden. Plötzlich war es spät, die Musik war aus und ich machte mich mit Vince und Moe auf den Weg…
An der Sache mit dem LSD musste was dran sein…
Kann man nicht für zukünftige Meierei Veranstaltungen den prognostizierten ‚weirdness faktor‘ auf den Plakaten mit angeben? Dann könnte man seinen Drogenkonsum vorher entsprechend anpassen 😉
(X) Dafür!
Es grüsst: Philipp