MDC zum fünften Mal in der Meierei, aber diesmal sollte alles anders sein, denn nicht die ganze Band hatte sich angekündigt, sondern ausschließlich Sänger Dave und Klampfer Ron mit einem speziellen Akustik-Set unter dem schönen Motto UNPLUG AMERICA. Meines Wissens dürfte das die erste Hardcore-Band überhaupt sein, die ihre Songs in akustischen Versionen darbietet. Klar, bei „normalen“ Rockbands ist so was nicht ungewöhnlich, aber Hardcore unplugged? Ein Musikstil, der nicht unwesentlich durch seine Power, Wildheit und Aggression definiert ist? Würde das funktionieren oder würden sich die alten Recken völlig blamieren?
Mit diesem Fragen im Schädel fanden sich nicht wenige Leuts inner Meierei ein, deren Schallisolierung mittlerweile fertich ist. Und so fing es dann auch wieder später an als bei den „Nachmittagskonzerten“ der letzten Monate.
Als erste Band waren Chaos Control am Start, die somit in nicht mal einem Jahr alle relevanten Bühnen Kiels gerockt haben. „Jetzt soll es erst mal reichen mit Gigs in Kiel!“, verkündete Bassist Achim vor dem Gig. Na, ob die zockgeilen Hunde das aushalten? Gefiel mir wieder mal gut, was die Panx da fabrizierten! Das kommt immer wieder schön spritzig, frisch und ungezwungen. Ist sicher nix sensationell Neues vom Stil her, aber Altbewährtes knackig dargeboten ist immer willkommen. Einen neuen Song gab’s auch schon, „Piece Of Shit“ oder so, den Moe vorsichtig als „Experiment“ ansagte. „Experiment geglückt, Aller!“ tönte es danach aus dem insgesamt recht begeisterten Publikum.
So, die Zeit bis zum MDC-Gig verging schnell mit fachkundigen Gesprächen übers gestrige Konz in der Pumpe, die Vorteile und Nachteile von Bier in PET-Flaschen und Mrs. Fiends Frisur. Dann aber enterten Ron und Dave die Bühne. Witzig war schon mal, dass der Lautstärkepegel gar nicht so gering war. Ich merkte das ganz deutlich an Stellen, wo ich aus vollem Halse mitschmetterte und meine eigene Stimme überhaupt nicht hörte. Ganz unplugged war es natürlich auch nicht, Ron spielte schon ’ne Elektrische. Dave schmetterte und spielte ca. die Hälfte des Sets auffer Akustischen. Das war schon etwas seltsam, denn die „Band“ konzentrierte sich tatsächlich fast ausschließlich auf MDC-Classics. Aber es funktionierte! Besonders bei den Songs mit akustischer Begleitung muss man sagen, dass man diese nicht als ursprüngliche Hardcore-Kracher erkannt hätte, wenn man sie nicht gekannt hätte. Es waren fast alle Songs vom Debut dabei, „Corporate Deathburger“, „Dead Cops“, „I Hate Work“, „My Family Is A Little Weird“, „Church And State“ usw. Sehr gelungen war vor allem „John Wayne Was A Nazi“. Erstaunlich melodiös und variabel Daves Stimme! Seltsam aber war der zweite Konzertteil, als Dave die Gitarre weglegte. Dave steigerte sich fast schon in seinen gewohnten Gesangsstil hinein. Man vermisste vor allem das Schlagzeug doch sehr. Als wäre der Drummer pissen gegangen und auf Klo eingeschlafen. Die Frage kam auf: Wieso eigentlich diese Darbietungsform? Reduzierung aus Wesentliche? Dave scherzte, dass der Drummer halt Lehrer sei, aber im Juni seien ja Ferien und man würde in kompletter Besetzung zurückkommen. Ich hatte etwas mehr Redebeiträge erwartet, aber Dave sagte eigentlich nur kurz die Songs an, kotze sich dabei über die US-Politik, Nazis und Mc Donalds aus. Andererseits auch okay, denn nicht jeder hätte ellenlangen Vorträgen auf Englisch folgen können. Dazu kam die sehr sympathische Art der beiden, sehr kommunikativ und natürlich. Zum Schluss griff Dave auch wieder zur Akustischen, es gab noch mal „John Wayne…“, das Woody Guthrie-Cover „This Land Is Your Land“ und als finale Zugabe „Dick For Brains“. Tscha, ich würd nicht von einem sensationellen Konz sprechen, aber sehenswert war das schon. Welcher anderen Hardcore-Band könnte man wohl noch den Drummer und Bassisten nehmen und ein Konzert spielen lassen, bei dem die Leute trotzdem tanzen? Es sollte aber schon einmalig bleiben, das nächste Mal will ich wieder das volle MDC-HC-Brett!
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